Jubiläumsfeier in Schio
40 Jahre Städtepartnerschaft Landshut-Schio - Bericht über die Jubiläumsfeier vom 21.-23.Okt. 2022
„Heute verbinden zahllose Städtepartnerschaften die Kommunen in ganz Europa. Die vielen persönlichen Begegnungen und die über lange Jahre gewachsenen Freundschaften haben ein Netz der Verbundenheit über den Kontinent gelegt.“ Was in der Festansprache des Landshuter Oberbürgermeisters richtig gesagt wurde, stimmt in der langen Beziehung zur Partnerstadt Schio in besonderer Weise. Zu seinem großen Bedauern erkrankte Alexander Putz direkt vor der Abreise der Delegation zu den Feierlichkeiten vom 21. bis zum 23. Oktober. So übernahm Stadtrat Ludwig Zellner, ein überzeugter und aktiver Freund der Städtepartnerschaft, die Delegationsleitung.
Die Reisegruppe bestehend aus Mitgliedern der Stadtverwaltung, des Stadtrats, des Vereins Landshut-Schio und der Schulen Gymnasium Seligenthal, Hans-Carossa-Gymnasium, FOS und Mittelschule St. Nikola trafen am Freitagnachmittag in Schio ein und waren schon nach zwei Stunden Gäste bei der Eröffnung einer Fotoausstellung zum Thema Landshuter Hochzeit und Impressionen der Gebäude des moderen Landshut. Dort trafen sie auf Kolleginnen der Landshuter Gymnasien, die zwei Schülergruppen im gleichzeitig stattfindenden Schüleraustausch begleiteten. In seiner Rede hob der Bürgermeister von Schio, Valter Orsi, hervor, dass die „einzigartigen Beziehungen“ zwischen den beiden Städten besonders durch starke Emotionen charakterisiert seien. Er nannte dabei zuallererst die Vorstände der Partnerschaftsvereine und viele von deren Mitgliedern, aber auch die Lehrer, Lehrerinnen und Schüler und Schülerinnen der Austauschklassen sowie die Stadtpolitiker und Verwaltungen. Über 40 Jahre hinweg seien so starke persönliche Bindungen entstanden, die über einfache Gastfreundschaft hinausgingen und viele Personen und ganze Familien beiderseits der Alpen über Jahrzehnte miteinander verbanden. Dies konnten die Mitglieder der Delegation während ihres gesamten Aufenthalts ständig erfahren, da sie immer wieder von ehemaligen Austauschschülern, deren Eltern, pensionierten Lehrerinnen und ehemaligen Amtsträgern Schios angesprochen wurden. Jeder hatte etwas Positives aus den Erfahrungen dieser 40 Jahre zu berichten.
Doch weiter zum umfangreichen Programm des Besuchs in Schio. Am Freitag ging es gleich weiter ins neu renovierte Teatro Civico zu einer hochklassigen Weinprobe mit allerfeinsten Köstlichkeiten der regionalen Produktion und Küche. Das Teatro Civico beeindruckte alle durch seine gelungene Kombination von moderner Technik und kunstvoll renoviertem Baubestand aus der Zeit um 1900. Interessant war, dass nicht alle Stellen renoviert waren, sondern im historischen Zustand der Beschädigung „eingefroren“ wurden, wie Bürgermeister Orsi erklärte. Die Landshuter Gäste nahmen auf der Bühne Platz und genossen die durch umfangreiche Erklärungen der Weinexperten gereichten Spitzenweine aus dem Veneto. Etwas nervös wurden einige der Gäste, als zu den ersten drei Weinen nur je ein zwar köstliches aber kleines Häppchen gereicht wurde. Zum Schluss waren aber alle durch reichlich angebotene Soppressa (eine Art weicher Salami), Käse und exquisiten Nachtisch mehr als satt und in bester Stimmung.
Die für manche kurze Nacht im Traditionshotel MIramonti im Stadtzentrum führte hinüber zu einem sehr wichtigen Programmpunkt, dem Schüleraustausch. Die Delegation der Mittelschule St. Nikola wurde von der gesamten Schulleitung der Scuola Media „Fusinato“ abgeholt und innerhalb kurzer Zeit waren ein offizieller Partnerschaftsvertrag erneuert und gegenseitige Austausche im kommenden März und April vereinbart. Ebenso positiv verlief das Treffen zwischen den Schulleitungen der FOS und des Istituto Technico „Silvio De Pretto“. Auch das HCG und Seligenthal unterzeichneten in einer musikalisch gestalteten Feierstunde mit dem Liceo Tron Zanella erneut einen Partnerschaftsvertrag und tauschten Geschenke und Erinnerungsstücke aus. Noch vor dem gemeinsamen Mittagessen beeindruckten zwei weitere Programmpunkte die deutschen Gäste. Das Schulorchester und erstklassige Sängerinnen des Tron Zanella unterhielt erst durch mehrere Musikstücke, worauf in einer Flaggenzeremonie die Nationalhymnen Italiens und Deutschlands gesungen wurden. Danach führte die Leiterin des Schulamts durch die neu gebaute „Faber BOX“, den Stolz der Stadt Schio. Diese fünfstöckige Einrichtung gibt es in Landshut und wohl auch Bayern nicht. Die Räume, bestehend aus Computerräumen, Lern- und Lehrzimmern, einem Musikstudio, einem Theaterraum, einem Trainingszentrum für Billiard, einer Mensa und so weiter können von allen Schulen und Gruppen der Stadt, auch von allen Altersgruppen genutzt werden. Die Landshuter Besucher waren beeindruckt von diesem innovativen Bildungs- und Freizeitangebot, das eindeutig dem Konzept des „Lebenslangen Lernens“ entspricht.
Am Nachmittag war die Delegation in den Ratssaal des eleganten Rathauses – genannt Palazzo Garbin - geladen. Hier drückten sowohl Bürgermeister Orsi sowie Delegationsleiter Zellner in Ansprachen ihre Freude über die solide Städtepartnerschaft wie auch die familiäre Atmosphäre der Begegnungen aus. Eine kleine Episode verdeutlichte dies: Da Ludwig Zellner angenommen hatte, dass man sofort zur anschließenden Stadtführung aufbrechen würde, war er etwas sportlich gekleidet. Als er sich dafür entschuldigte sprangen sofort Adriano de Rigo, Vorsitzender des CREUS mit seiner Krawatte und Elmar Weber, Vorsitzender des Vereins Landshut-Schio mit seinem Jackett ein. Großer Applaus der Delegation und der Mitglieder des Stadtrats von Schio! Die Stadtführung wurde dann von Schülerinnen des Tron Zanella in historischen Kostümen und gekonnt in deutscher Sprache durchgeführt. Besonders der vom Textilfabrikanten Alessandro Rossi visionär angelegte romantische Botanische Garten für dessen Arbeiter erfreute die Besucher. Der Rundgang endete mit einem kleinen Konzert des Coro Pasubio, den viele Landshuter von vergangenen Besuchen hier kennen und schätzen. Auch im Ambiente einer Überdachung am Rande der „Piazza Falcone e Borsellino“ – auf der gerade ein Markt für regionale Produkte stattfand – beeindruckte der Chor durch seine hohe Qualität. Jedes Lied wurde vorgetragen in einer gelungenen Verbindung von kraftvollem und zugleich feinem Gesang.
Gegen Abend fand der Festakt zur Feier des Jubiläums in einer sehr eleganten Eventlocation statt. Wie vor einem Jahr bei der Feier in Landshut wurde der Festakt von Adriano de Rigo und Elmar Weber auf Italienisch und Deutsch moderiert. Sie stellten die 41 Jahre der Städtepartnerschaft in den historischen Kontext eines sehr „fruchtbaren Landes der Beziehungen“. Seit Hunderten von Jahren bereichern sich unsere Völker durch Austausch und Integration. In ihren Festansprachen betonten Bürgermeister Orsi und Ludwig Zellner, mit dem Redetext des Landshuter Oberbürgermeisters, die große Bedeutung dieser „Graswurzelbewegung“ von Begegnungen der Bürger für den Abbau von Vorurteilen und den Aufbau von tragfähigen menschlichen Beziehungen. Valter Orsi unterstrich, dass damit ein „besonderes Element der Verbindung, des Vergleichs und der Zusammenarbeit für die Integration“ entstanden sei. Beide Redner hoben fast gleichlautend den besonderen Wert der Schulpartnerschaften hervor. Nur so könne die bisher erarbeiteten Beziehungen in die nächste Generation getragen und dort verankert werden. Sie bedankten sich explizit bei den Schulen, den Lehrerinnen und Lehrern für die hier geleisteten Beträge. Ebenso würdigten sie die Arbeit und die Leidenschaft, mit der die beiden Partnerschaftsvereine unter ihren früheren und jetzigen Vorsitzenden seit vier Jahrzehnten sich für dieses Miteinander“ einsetzen. Umrahmt wurde diese Feier von sehr begabten jungen Musikerinnen und Musikern des Liceo Tron Zanella. Der Austausch von Geschenken beendete diesen Teil der Feier.
Das darauffolgende mehrgängige Menü exquisiten Weinen begleitet von erfreute den Gaumen und trug zur fröhlichen Stimmung bei. Auch spontane aber sehr gelungene italienische Gesangseinlagen fehlten nicht. Die Begeisterung für Schio führte schließlich dazu, dass der Verein 6 neue Mitglieder in der Delegation gewinnen konnte.
Der Sonntag in Schio bestand aus einem feierlichen und einem sehr familären Teil. Nach dem Besuch einer der vielen Bars im Stadtzentrum oder einem Bummel durch den Markt „La Montagna in Citta‘“ war die Delegation in den Dom zur Sonntagsmesse eingeladen, wo die ersten Bankreihen für sie reserviert waren. Zur Überraschung wurden fast alle Texte des feierlichen Gottesdiensts, auch die Predigt, von einer Klosterschwester aus Südtirol in perfektem Deutsch übersetzt. Der kleine aber äußerst Kirchenchor beeindruckte alle.
Letzter Punkt des Besuchsprogramms war das Abschiedsessen, das traditioneller Weise von den Vorstandsmitgliedern des CREUS und Freunden zubereitet wurde. Küchenchefin ist immer Adriano de Rigos Ehefrau Antonelle. Obwohl sie erst eine Woche vorher das Bein gebrochen hatte, leitete sie die Zubereitung vom Rollstuhl aus. Selbst der Bürgermeister und seine Partnerin halfen mit. Die Verköstigung der Delegation und der italienischen Gastgeber war ein Feuerwerk lokaler Vorspeisen Nudelgerichte und Desserts, manche behaupten es seien sieben verschiedene Gänge gewesen. In dieser sehr familiären Atmosphäre war es nicht verwunderlich, dass Adriano de Rigo und Elmar Weber bei ihren Abschiedsreden sehr emotional wurden. De Rigo überzeugte alle indem er ausführte, wie warm der kahle große Raum eines ehemaligen Kindergartens durch die Zusammenhilfe und Begeisterung seiner Freunde geworden war. Sie könnten es kaum erwarten, mit einer großen Gruppe 2023 wieder zur Landshuter Hochzeit zu kommen. Weber dankte nicht nur bewegt im Namen der ganzen Delegation, sondern betonte die feste Freundschaft zwischen den Städten, Vereinen und den Menschen. Als Abschiedsgeschenk erhielten alle von CREUS einen großen Korb mit bayerischen Schmankerln, 30 Flaschen Landshuter Bier und viele Oktoberfestherzen. Adriano de Rigo bekam eine Tonschale aus einer Landshuter Töpferwerkstatt. Wenn man den Rand mit den Fingern reibt, gibt es einen schönen Ton. Ein Symbol für den guten Ton in der Beziehung zwischen Schio und Landshut.